The Ace in the pack

Wir haben einen neuen Snooker-Weltmeister und das am Finalabend bereits um 20 Uhr 45. Wie kam das denn, zur Hölle?

Die Kontrahenten:

Auf der einen Seite der Schotte John Higgins, inzwischen 44 Jahre alt: 4facher Weltmeister, Finalist in den letzten 3 Jahren, ein Snooker-Monument. Er hatte in dieser Saison noch nicht viel gerissen, aber im Crucible-Theatre in Sheffield kommt er immer gut zurecht. Im Halbfinale lag er lange gegen David Gilbert zurück, schaffte aber den Frame-Ausgleich zum 16:16 und gewann den Decider, in dem er alle seine Stärken ausspielte: Higgins ist ein guter Allrounder, aber vor allem ein gewiefter Taktiker, der es meisterlich versteht, seinen Gegner in Schwierigkeiten zu bringen. Beim Breakbuilding gehört er mit zu den Stärksten. Aber vor allem ist John Higgins mental bärenstark und unglaublich zäh. Den hat man erst geschlagen, wenn er die Fliege abnimmt.

Auf der anderen Seite Judd Trump, 29, aus Bristol. Dass er das Zeug zum Weltmeister hat, darüber ist sich die Snooker-Welt schon lange einig. Bislang schaffte er eine Finalteilnahme und verlor… …gegen John Higgins. In der zurückliegenden Saison gewann er das Masters und spielte auch sonst wie der Teufel. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich ihn zum ersten Mal in Sheffield spielen sah: Er beging ein Kleider-Foul (berührte einen Ball mit seinem Hemdsärmel). Und genau das charakterisierte Trump in den letzten Jahren: Ein schlampiges Genie. Judd Trump locht Bälle, die andere Spieler nicht mal in Erwägung ziehen würden. Die Briten nennen das „Noughty Snooker“. Aber sein Safety-Spiel war lange Zeit nicht wirklich gut und es fiel ihm mitunter schwer, die Konzentration hoch zu halten. Im Halbfinale schlug er Gary Wilson, was niemanden überraschte.

Die erste Session, Sonntag Nachmittag:

Knapp 1000 Menschen im Tempel des rot-bunten Billiards konnten kaum glauben, was sie geboten bekamen: Selten hat man zwei Spieler so konzentriert und nervenstark ein Endspiel beginnen sehen. Ein Century-Break jagte das nächste, beide überzeugten beim Long-Potting. Jeder der seltenen Fehler führte umgehend zum Verlust des Frames. Ein unglaubliches Niveau, habe ich so noch nicht gesehen. Am Ende der Session stand es ausgeglichen 4:4.

Die zweite Session, Sonntag Abend:

Zunächst ein ganz anderes Spiel: Beide begannen unsicher, dann sicherte sich Higgins den ersten Frame mit einem hohen Break. Judd konterte sofort und glich aus. Und dann ging er durch die Decke: In den folgenden 7 Aufnahmen spielte Judd Trump Snooker vom anderen Stern. Er lochte unglaubliche Bälle, sein Positionsspiel war überragend, er machte keinen einzigen leichten Fehler und wurde immer lockerer. Man hätte darauf wetten können, dass er irgendwann überdreht und sein Spiel dann kippt. So was hat man bei Trump schon öfter gesehen, diesmal nicht. Er versohlte Higgins nach allen Regeln der Kunst, gewann alle verbleibenden Frames und damit die Session 8:1. Der Zwischenstand nach dem ersten Tag: 12:5.

Die dritte Session, Montag Nachmittag:

Die große Frage war natürlich, ob Trump seine Form in den zweiten Finaltag hinüberretten könnte. Der große Unterschied bei der Weltmeisterschaft gegenüber den anderen Turnieren ist eben die Anzahl der zu spielenden Frames. Ein Einbruch ist nicht unwahrscheinlich, zumal die reine Spielzeit im Halbfinale und Finale in der Regel über 10 Stunden liegt. Eines war klar: Higgins würde auf jede Schwäche seines Gegners lauern und sie unbarmherzig ausnutzen. Aber würde sich Trump diese Blöße geben?

Beide spielten erneut hervorragend, hatten sogar jeweils eine gute Chance auf ein Maximum-Break und Fehler waren sehr selten. Zwischendurch sah es danach aus, als könnte Trump das Spiel noch vor der abendlichen Session für sich entscheiden, aber Higgins blieb dran, konnte allerdings insgesamt nicht aufholen. Die Session endete wie die erste 4:4. Gesamtstand 16:9.

Die 4. Session, Montag Abend:

Was könnte Judd Trump noch aufhalten? Higgins konnte nicht besser spielen, aber würde das Adrenalin Trump vielleicht einen Strich durch die Rechnung machen? Man hat dergleichen schon gesehen. In einem Hochpräzisionssport wie Snooker darf die Hand „am Pott“ auch nicht ein bisschen zittern, sonst geht die Sache schief. Trump wirkte absolut stoisch, Higgins glaubte nicht mehr dran, nahms aber sportlich. Und Trump holte sich die beiden noch nötigen Punkte, er gewann 18:9.

Ich kann mich an Finalsessions erinnern, bei denen die Luft im Crucible absolut elektrisch war, bei denen zum Ende hin nach jedem Pot ein unglaublicher Jubelsturm losbrach. Das war heute nicht der Fall. Dazu war das Ergebnis zu eindeutig. Das Verrückte daran war eben nur, dass die Differenz von 9 Punkten nicht dadurch zustande kam, dass der Unterlegene schlecht gespielt hätte. Der Gewinner spielte einfach zu gut. Ich habe noch nie ein solches Spielniveau gesehen.

Als Trump den letzten Ball gelocht hatte, zeigte er kaum eine Regung: Kein Triumphgeheul, nur kurz eine Faust, die er in Richtung seines Teams hochreckte. Man merkte: Er selbst hatte von sich selbst nicht weniger als diesen Titel erwartet. Er war ein Snooker-Wunderkind, das vielleicht viel zu lange einiges schuldig blieb, angesichts seines unglaublichen Talents. Heute hat er es allen gezeigt, viel wichtiger: Er hat es sich selbst gezeigt. Was wird dieser unfassbar gute Spieler noch erreichen können? Er hat das Zeug eine Legende zu werden. Judd Trump: The Ace in the pack.

Note to self: Am Riemen! Musik: Frank Zappa, Allegaeon, The Wind in the Trees, Numenorean.

Freedom’s just another word…

…for nothin‘ left to lose. So textete einst Kris Kristofferson und richtig bekannt machte diese Zeile dann Janis Joplin. Ich bin da prinzipiell anderer Meinung, aber klar ist: Freiheit muss man aushalten können, nicht nur die der Anderen, sondern auch die eigene. Dazu eine kleine Anekdote aus dem harten Berufsleben eines IT-Supporters:

In der Bundesrepublik Deutschland gilt seit dem Inkrafttreten desTK-Endgerätegesetzes am 1. August 2016 die sogenannte Routerfreiheit. Das bedeutet, dass ein Anbieter von Internet- und Telefonanschlüssen seinen Kunden nicht mehr ein eigenes oder irgendein anderes gelabeltes Endgerät („Fritzbox! Netcologne Edition“) mit dem abgeschlossenen Vertrag vorschreiben darf. Für die Kunden hat das große Vorteile, denn entweder mussten sie vorher monatlich für das Gerät ihres Vertragspartners Miete entrichten, was sich bei längeren Laufzeiten ganz erheblich zusammenläppern konnte, oder sie erhielten ein Gerät, das entweder nicht den benötigten Funktionsumfang aufwies oder technisch minderwertig war. Ich selbst durfte mich jahrelang mit den Unzulänglichkeiten der „Starterbox“ der Firma Arcor rumschlagen, die zwar alles „so ein bisschen“, aber nichts wirklich gut beherrschte.

Vor ein paar Tagen erhielt ich nun einen Anruf eines Kunden, der mich damit beauftragte, seine Telefonie wieder in Ordnung zu bringen. Nur eines seiner Geräte funktioniere, das Problem hätte er gerne behoben. Nun gut, kein Thema. Ich erinnerte mich an seine ältere Fritzbox! und vermutete einen Defekt oder ein Softwareproblem dieses Kästchens.

Vor Ort stellte ich dann folgendes fest: Der Kunde hatte den Anbieter gewechselt und war nun bei dem lokalen Kabelmonopolisten (Der Firmenname fängt mit U an). In diesem Zusammenhang: Meine berufliche Tätigkeit bringt es mit sich, dass ich zu jedem Internetanbieter wahre Horrorstories erzählen könnte, dies soll also kein Rant gegen die Firma mit dem U sein. Ich muss allerdings sagen, dass dieser Laden mir aus folgenden Gründen negativ aufgefallen ist: Die von ihm ausgereichten Endgeräte hatten in der Vergangenheit extrem hohe Ausfallquoten, sind von den Konfigurationsmöglichkeiten sehr stark beschränkt und dieser Anbieter verschweigt potentiellen Kunden vor dem Vertragswechsel gerne ein paar Unappetitlichkeiten, zum Beispiel, dass nur teure Businessverträge eine IPv4-Adresse beinhalten, was VPN-Anwendungen mit den Basistarifen unmöglich macht.

Als mich also die Connect-Box jenes Anbieters mit dem U im Arbeitszimmer meines Kunden grüßte, wusste ich genau, was Sache war: Die Kiste kann kein DECT, also keine Schnurlostelefonie und der Techniker der Firma mit dem U hatte halt das nächstliegende Telefon per Kabel angeklemmt und sich dann vom Acker gemacht. Da musste also ein neues Endgerät her. Damit konfrontierte ich den Kunden, nannte auch den Preis für das neue Gerät (Begeisterung!) und zog von dannen, nicht ohne vorher mit dem Support des Internetanbieters zu telefonieren, um die Randbedingungen des Endgerätewechsels zu ermitteln. Die Ansage: Sie kaufen, geben die Seriennummer und die Hardwareadresse des Kabelmodems per Telefon durch, wir schicken Ihnen die benötigten Daten per Post. „Ein bisschen umständlich“ dachte ich mir, aber was sollte ich machen?

Die Box traf bei mir ein, ich kontaktierte den Anbieter, betete die oben erwähnten Angaben herunter und diesmal wurde mir dies beschieden: „In zwei Stunden können Sie die Anschlussdaten in unserem Webportal nachschauen.“ OK, zwar hatte mein Kunde noch gar kein Konto auf eben diesem Webportal, aber wozu hat man einen IT-Supporter? In genau diesem Moment ging meine Mobilfunke und wer war dran? Mein Kunde. Und wer war ziemlich erbost? Mein Kunde. Denn jetzt ging überhaupt keine Festnetztelefonie mehr. Die Firma mit dem U hatte ihn abgeklemmt. „Keine Sorge“ sagte ich. „In zwei Stunden bin ich bei Ihnen und beseitige das Problem“. Zwar hatte ich ganz andere Pläne für diesen Tag, aber was sollte ich machen?

Auf dem Weg zum Kunden fragte ich mich, warum die Dame von der Firma mit dem U mit keiner Silbe erwähnt hatte, dass die telefonische Anmeldung eines eigenen Endgeräts mit sofortigem Festnetz-Entzug bestraft wird. Nun gut, ich würde meinen Kunden schon besänftigt bekommen. Zweieinhalb Stunden nach dem Anruf stand ich bei ihm auf der Matte.

Natürlich hängte ich mich sofort ins Webportal, um die benötigten Telefonieparameter zu ermitteln, allein, es war immer noch das alte Endgerät eingetragen und von den Parametern war nichts zu sehen. Erneuter Anruf beim Support. Der Kollege hatte alles sofort auf dem Schirm, aber die benötigten Angaben konnte er auch nicht liefern, denn diese würden im Nachtgang erzeugt. „Wie meinen Sie das, im Nachgang?“ frug ich. „Nicht im Nachgang, im Nachtgang“ sagte er „unser System erzeugt diese Parameter automatisiert heute nacht.“

Ich muss, wie viele andere auch, beruflich sehr viel telefonieren. Dabei habe ich gelernt, dass es in der Regel nichts bringt, den Menschen am anderen Ende der Leitung anzubellen, zumal der meist Entscheidungen seiner Firma verkaufen muss und völlig schuldlos ist. So beendete ich das Gespräch freundlich aber innerlich kopfschüttelnd. Der Kunde hat kein Festnetz, bis morgen, er droht zu platzen. Der Support der Firma mit dem U hat mir gegenüber dreimal unterschiedliche Angaben zu einer doch ganz einfachen Sache gemacht. Und wer badet das aus? Natürlich fahre ich morgen wieder vorbei. Morgen ist Samstag, aber was soll ich machen?

Freedom’s just another word for nothin‘ left to lose.

Note to self: Mit dem Mai kommen 7 freie Tage, yeah! Musik: Devin Townsend, Paroxysmal Butchering, Show Me the Body, Rotting Christ.

Die Machtfrage

Liebe Leserinnen, ganz herzlichen Glückwunsch zum Weltfrauentag!

Ich habe es heute gemacht wie die Berliner, die ja einen offiziellen Feiertag, eben den Frauentag, begehen dürfen und habe dem Müßiggang die Ehre gegeben. Nur ein bisschen Hausarbeit, ein wenig Papierkram, zwei mal ein halbes Stündchen Fernwartung, schön war das. Folglich hatte ich auch genug Zeit, die wirklich äußerst umfangreiche Berichterstattung zum Weltfrauentag ausführlich und konzentriert zu verfolgen.

Was soll ich sagen. Augenöffner gab es wenige, sondern vor allem „mehr desselben“: Das Paritätsgesetz in Brandenburg (verfassungswidrig, aber wen juckt das schon), der Gender-Pay-Gap (nicht existent, aber was solls), die Quote für Unternehmensvorstände (und eben nicht für Kanalreiniger und Entsorger), die gläserne Decke (aufhören zu jammern, einfach machen!). Durch große Dummheit tat sich wieder einmal Julian Dörr in der Süddeutschen hervor („Liebe Geschlechtsgenossen, bitte lasst euch auch zukünftig sexistisch beleidigen, systematisch benachteiligen und marginalisieren. Es ist doch nur zu eurem besten.“). Da fielen die hervorgewürgten Textbrösel aus der femifaschistischen Bento-Redaktion gar nicht weiter ins Gewicht.

Mit großem Vergnügen konnte ich den Leserkommentaren zu den jeweiligen Artikeln entnehmen, dass die übergroße Mehrheit der Kommentatorinnen und Kommentatoren diese Themen ganz ähnlich bewertet wie ich, es besteht also noch Hoffnung für ein faires Miteinander der Geschlechter, so wie es jeder Humanist anstrebt. Schön! Was mich allerdings befremdete, war die Tatsache, dass vor allem von weiblichen Kommentatoren der Komplex „Kinderkriegen“ ins Zentrum der Betrachtung gerückt wurde. Eine Vorahnung vielleicht?

Denn im frühen Abend platzte dann sozusagen die journalistische Bombe. Verena Brunschweig hat ein Buch geschrieben, in dem sie empfiehlt keine Kinder zu kriegen, weil man so knapp 60 Tonnen CO2 pro Jahr sparen kann. Es gibt noch ein paar mehr steile Thesen von ihr, über die sie sich in einem Interview verbreitet hat. Und auch sie führt an, dass unsere Gesellschaft einen erheblichen Druck auf Frauen ausübt, damit sie Nachwuchs produzieren. Dazu kann ich wenig sagen, außer dass derlei in meinem Freundes- und Bekanntenkreis nicht vorkommt, nun gut. Aber zur zugrunde liegenden Schicksalsfrage möchte ich, nicht als Mann, sondern als Biologe dann doch Stellung nehmen:

Fortpflanzung ist Voraussetzung und einziges Ziel unserer Existenz. Das mag nicht jedem schmecken, es ist aber die Wahrheit. Weil wir selbst und unsere Kinder „Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst“ sind, sind wir die beherrschende Spezies auf unserem Planeten, auch wenn wir irgendwann aussterben werden, so wie fast alle Arten, die je existierten. Gleichzeitig sind wir die einzige Spezies, deren Individuen im Prinzip selbst darüber entscheiden können, ob sie sich tatsächlich fortpflanzen wollen.

In unseren hochentwickelten westlichen Gesellschaften hat sich nun mehr oder weniger die Ansicht durchgesetzt, dass im Zweifelsfall der Wille der Frau darüber entscheidet, ob ein Kind zur Welt kommt, oder nicht („Mein Bauch gehört mir!“). Bitte, ich will das gar nicht kritisieren, ich konstatiere nur, dass es so ist. Und jetzt frage ich an dem Tag, an dem die vorgeblich so benachteiligte und geknechtete Hälfte der Menschheit sich selbst feiert:

Wer hat wirklich die Macht in unserer Gesellschaft?

Note to self: Ein Zucken, ein Drücken, es wird knapper. Musik: Tom Petty, Altarage, AC/DC, Adrenaline Mob, Zaz.

Von Valerie Solanas lernen,

heißt Siegen lernen. So verstehe ich dieses Interview mit Feridun Zaimoglu. Sind wir jetzt tatsächlich schon so weit? Darf man jetzt die Autorin des „Manifests zur Zerstückelung der Männer“ feiern, die sich des mehrfachen versuchten Mordes schuldig gemacht hat?

Egal, ob es sich hier nur um Click-baiting handelt, es bleibt die heftigste misandrische Entgleisung, die ich je gelesen habe.

Es ist mir absolut unverständlich, dass dieser Text auf der wichtigsten Nachrichtenwebseite Deutschlands veröffentlicht wurde. Das ist nicht nur eine billige Provokation. Das ist eine Kriegserklärung. Zitat:

„Es war mir ein Vergnügen, aufzuschreiben, wie sie mit zwei Männern fertig wird, bumm, weg mit dem Mist. Für sie sind Männer Fleischabfall.“

Wie auch immer, seit ein paar Minuten kenne ich zumindest einen, der ein narzisstisches, grenzdebiles Würmchen ist.

Note to self: Crunch Time! Musik: Queen, Altarage, Norma Jean, Tear Light from Matter.

Die Oregano-Krise

Die Liste meiner Unentbehrlichkeiten, lang ist sie nicht. Aber natürlich: Es gibt ein paar Produkte, ohne die es nicht geht und die daher ständig „im Zulauf“ sind: Kaffee, logisch oder? Milch für in den Kaffee, weitere Grundnahrungsmittel (Brot, Käse, Aufschnitt, Streichfett), dann die Abteilung Badezimmer (Duschgel, Zahncreme, Deo, Klopapier), leider immer noch Tabak und Blättchen, Pilsbier wird auch gerne genommen, dazu ein paar Nüsschen und natürlich Fisherman’s Friend Mint ohne Zucker. Das war es schon fast.

Zwar koche ich regelmäßig und zwar oft das gleiche und zwar ohne abzuschmecken und insgesamt wahrscheinlich erschreckend talentfrei, aber der Hunger treibts runter. Was gekocht wird, entscheide ich spontan beim Einkauf, die erste Zutat bestimmt meist die anderen. Und für „Reis mit Scheiß“ oder Pasta-Variationen auf studentischem bzw. WG-Niveau reichen oft die Restbestände im heimischen Kühlschrank. Irgendeine Paprika, ein paar zwanglose Schalotten, zufällige Kartoffeln, ein Stückchen Speck, das sich nicht schämt, ein einsames Ei, meine Pfanne kennt das schon und sie kann ja nicht Protest schreien. Wenn man so kocht, gibt es eigentlich nur eine Grundregel: Hände weg von der Muskatnuss! Da bin ich empfindlich. Ansonsten wird gerne nach Farbe gewürzt: Weiß, schwarz, rot und grün. Und grün ist hier das Stichwort.

Ich liebe den gemeinen Dost, Oregano wird er auch genannt. Er verleiht auch extremen kulinarischen Unzumutbarkeiten mediterranes Flair und betört schon bei der Zubereitung mit kräftigem Aroma. So wie man keinesfalls am Salz sparen sollte, kann man bei Oregano eigentlich nur dann etwas falsch machen, wenn man das Kraut weglässt. Nur bei allem, was im weitesten Sinne asiatisch anmuten soll, stört er. Aber sonst: Hinein damit. Also gehört auch das Gläschen mit getrocknetem Dost zu den Standardprodukten, die ich immer vorrätig habe. Eigentlich.

Seit mehreren Wochen gibt es das Kraut weder bei meinem Stammdiscounter, noch bei meinem Vollsortimenter. Nix, nada, zip. Mögen mich Basilikum, Dill, Majoran und Thymian aus den benachbarten Fächern auch höhnisch grüßen, kein Dost, kein oreganischer Hauch. Nirgendwo. Und ja, ich gestehe: Ich habe tatsächlich schon in Amazonien das entsprechende Angebot geprüft, allein die Gebindegröße (750g? WTF) hielt mich vom Erwerb ab.

Jetzt mal Tacheles: Das Zeug kommt aus dem Mittelmeerraum, wird in der Türkei und Griechenland kommerziell angebaut, mit beiden Ländern befinden wir uns nicht im Krieg. OK, es ist Winter, aber es sollten doch noch Bestände aus dem letzten Jahr zu bekommen sein. Wir sind Meister der Logistik: Großturbinen, Fertighäuser, ganze Produktionsstraßen werden fristgerecht angeliefert. Da kann es doch kein Problem sein, eine adäquate Menge an Dost zur Verfügung zu stellen. Hört her, ihr Kräutereinkäufer, schickt einen Sprinter los, macht was!

Note to self: Am Bett. Es geht. Musik: Irk, Veldes, Tomorrowillbeworse, Shaving the Werewolf.

Was geht, Sucker?

Äh ja. Also ich habe ja meine ganz eigene Meinung zur Firma von Herrn Zuckerberg und die führt dazu, dass ich kein Produkt dieser Firma nutze oder jemals nutzen werde. Kein Facebook, kein WhatsApp, kein Instagram – niemals. Klar, auch ich benutze einen Messenger, aber der ist nicht nur Ende-zu-Ende verschlüsselt, die Server stehen in der Schweiz, der hat vor allem keinen Zugriff auf mein Adressbuch. Bilder habe ich mal ein paar auf Panoramio hochgeladen, die fand ich dann später auf kommerziellen Internetseiten von Pensionen in der Eifel und war zu müde, rechtlich dagegen vorzugehen. Und statt dem Fratzenbuch schreibe ich lieber ab und zu was in ein Blog, das keiner liest. Ist schon OK so.

Zuckerberg hat jetzt angekündigt, die Nachrichtenfunktionen von Facebook, WhatsApp und Instagram zu verknüpfen. das kann niemanden mehr überraschen. Der Konzern ist ohnehin die größte Datamining-Schweinerei, die seit Erfindung des Internets existiert. Insofern ist dieser Schritt konsequent. Inkonsequent ist, dass es keinen politischen Willen gibt, dieser Schweinerei endlich Einhalt zu gebieten. Noch unverständlicher ist, dass die Nutzer dieser Plattformen sich wie die dümmsten Schafe dorthin führen lassen, wo die letzten Reste ihrer Privatsphäre blutig hingeschlachtet werden.

Ich fahre ja einigermaßen viel Omnibus. Dabei beobachte ich immer wieder das gleiche: Männer und Frauen jeden Alters, die permanent mit ihrem WhatsApp beschäftigt sind. Vielleicht ist mein Leben einfach zu trist und zu einsam, aber ganz ehrlich: Ich wüsste beim besten Willen nicht, was ich da die ganze Zeit reinklimpern sollte. Ich habe dem Internet noch nie mitgeteilt, was ich gleich essen werde. Wenn ich etwas kaufe, würde ich meine Homies nie über diese Anschaffung informieren. Ich glaube einfach nicht daran, dass wir uns durch Konsumentscheidungen profilieren können. Ich erlebe, dass Menschen, die sich sehr viele Gedanken über ihre Ernährung, die Energiepolitik und Mikroplastik machen, die Produkte von Herrn Zuckerberg völlig kritiklos benutzen und diejenigen, die dabei nicht mittun wollen, auch noch für ihre Randständigkeit schelten.

Mein Leben ist mein Leben. Es ist kein Auswertungsfall für irgendeine Scheißaktiengesellschaft. Es passiert, es ist kein Projekt und es wird nicht optimiert werden. Und obwohl oder gerade weil ich sehr viel Wert darauf lege, zu kontrollieren wer was über mich weiss, ist es kein bisschen weniger bunt und aufregend als das der Willigen, die sich selbst ausliefern.

Note to self: Jetzt wird es unangenehm. Schnall Dich an. Musik: K’s Choice, Altarage, Zaz, Voivod.

Sich das Land zurückholen

Man liest und hört diese Formulierung immer wieder, vorzugsweise von Vertretern der politischen Rechten, national-konservativen und wirtschaftsliberalen Kreisen, aber beispielsweise auch von den Brexiteers vom Schlage eines Boris Johnson oder Nigel Farage oder der Tea-Party-Bewegung in den Vereinigten Staaten: Die Bürger sollten sich „das Land zurückholen“. Was soll das eigentlich bedeuten?

Es soll wohl zum Ausdruck gebracht werden, dass auch und gerade in den repräsentativen Demokratien des Westens eine Kaste von Politprofis, das so genannte Establishment, das Ruder übernommen hat und im wesentlichen eigene Interessen und nicht die derjenigen vertritt, denen sie ihren Posten verdankt. Was ist davon zu halten?

Ich finde es merkwürdig, dass von Politikern erwartet wird, sie mögen doch bitte perfekte Funktionsträger sein, fehlerlos, moralisch integer, Fachleute auf allen Gebieten, dazu telegen, eloquent und jederzeit gefasst. Menschen sind nicht so. Würden wir von unseren Nachbarn und Landsleuten erwarten, dass sie steuerehrlich sind, nie zu schnell fahren, ihren Müll perfekt trennen, die Hinterlassenschaften ihrer Hunde vorschriftsmäßig entsorgen und das alles selig lächelnd? Nein, denn wir kennen uns selbst. Zwar scheitern wir beispielsweise bei der Einrichtung und Bedienung unseres Multifunktionsdruckers, trauen uns aber ein sicheres Urteil über multilaterale Handelsverträge, NOx-Grenzwerte und die diplomatischen Beziehungen zu Turkmenistan durchaus zu, jedenfalls wenn wir unsere Partikularinteressen durch politische Entscheidungen beeinträchtigt sehen.

Sicher, das Prinzip der repräsentativen Demokratie setzt mündige Bürger voraus, die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten um die eigene Willensbildung kümmern. Man muss aber konstatieren, dass diese oft genug im Bauchraum und nicht zwischen den Ohren stattfindet. Wenn Meinungen an uns herangetragen werden, die uns nicht schmecken, dann möchten wir nur zu oft den Überbringer der Nachricht töten oder zumindest als Teil der Systemmedien diffamieren. Die politischen Vertreter der Gegenseite werden dann zu Buhmännern, die nur ihren Posten und ihre Macht im Blick haben und sich um die Interessen des Volks nicht scheren.

Das politische Handwerk ist eine Kunst, die schwierig zu erlernen ist. Demokratie ist ein Modell, das kleine Schritte macht, manchmal nicht vorwärts, sondern zurück. Entscheidungen, die uns heute plausibel erscheinen, werden morgen verdammt werden, weil sich die politische Großwetterlage, aber auch unsere persönlichen Verhältnisse fortwährend ändern. Und mal ganz ehrlich: Wer würde sich nicht die Rosinen auf Kosten der anderen aus dem Kuchen picken, wenn er es könnte.

Eines eint die Bewegungen des Protests, die Gelbwestenträger, die „America-firsts“, die „Britannia-rule-the wavers“, die „White-supremacists“: Die Vorstellung nämlich, man habe ein natürliches Recht, sei auf Diskurs und Kompromiss nicht angewiesen. Das berechtigt dann auch zu Umsturzphantasien, die fatal an den revolutionären Mechanismus des Marxismus-Leninismus erinnern, den wir doch eigentlich hinter uns gelassen haben. Der politische Gegner kommt in diesem Bild gar nicht mehr vor. Dort, wo die Linke die Vorstellung verfolgt, man müsse möglichst alle mitnehmen, wenn nötig durch Belehrung, Sanktion und Zwang („Bestrafe einen, erziehe hundert.“), haben die Reaktionären ein argumentatives Loch.

Wer sich „das Land zurückholen will“ hängt der Vorstellung des besseren „Frühers“ an, einer Zeit, in der die Menschen anständig und ordentlich waren. Gleichzeitig reden die vorgeblich Ungehorsamen, die den Mainstream verachten, dem Ellenbogenmenschentum das Wort – in der zweifelhaften Gewissheit, sie würden dann schon auf der richtigen Seite stehen, auf der Seite der mächtigen Profiteure nämlich. Das Problem der Selbstermächtigung ist, dass sie kein Selbstzweck sein darf. Das Land, das man sich zurückholen will, hat nie existiert.

Note to self:  Telekomiker, ich hasse euch alle. Musik: Angus & Julia Stone, Shaving the Werewolf, Veldes, Arch Enemy.

Danke!

Nach längerer Blog-Pause (Erst Grippe, dann Jahresendstress, dann Winterschlaf zwischen den Jahren) beschäftigt sich der erste Beitrag des Jahres mit Musik, mit Gitarrenmusik genauer gesagt, aber auch mit einem Artikel von Jan Stremmel aus der Online-Ausgabe der Süddeutschen von heute. Dieser Artikel trägt die Überschrift:

„Als die Frauen die Rockmusik retteten“

Ganz ehrlich, was soll man als Liebhaber von handgemachter Mucke der eher rauen Gangart da anderes sagen als: „Danke Mädels!“

Der Artikel stellt einige, nun ja, steile Thesen auf, spart auch nicht mit klischeehaften Überspitzungen und entblödet sich nicht, den männlichen Rockmusiker auf ein testosterongesteuertes, grenzdebiles Abziehbild zu reduzieren. Wir lesen solche Sätze wie:

„Während weiße, männliche Rockmusik kaum noch junge Menschen interessiert, stammt Musik, die von Experten als relevant, hochwertig und besonders zeitgemäß eingestuft wird, überwiegend von Frauen.“

Ein interessanter rhetorischer Kunstgriff, nicht wahr? Bezeichnet wird ein Gegensatz, der keiner ist, denn die Experten dürften eher ältere, weiße Männer sein und eben nicht der Durchschnittsmensch unter 40, der, das ist die These des Artikels, sich ohnehin nicht mehr für Rockmusik interessiert. Also für von Männern gemachte Rockmusik. Aber was ist mit den Begriffen „relevant“, „hochwertig“ und „zeitgemäß“?

Nun, Relevanz kann sich ja an der Popularität und damit dem kommerziellen Erfolg bemessen, da ist allerdings, zumindest für das Jahr 2018, eine ziemlich eindeutige Verteilung von Männern und Frauen festzustellen. Ob Musik hochwertig ist, kann man zwar objektiv messen, allerdings hat bei der Schöpfungshöhe Populärmusik, egal ob von Frauen oder Männern gemacht, in der Regel keine Matte gegen Jazz und Klassik. Verlässt man diese objektivierbaren Parameter, so verkommt die Wertigkeitsdiskussion zu einer Huddelei, die mit dem Satz „über Geschmack lässt sich nicht streiten“ hinreichend ausgeleuchtet ist. Und schließlich: Warum soll man von Musik verlangen, dass sie zeitgemäß ist? Ist es nicht eher so, dass „gute Musik“ zeitlos ist bzw. die Zeit überdauert? Ich meine schon.

Aber Herrn Stremmels Mission ist ja auch nicht die Auseinandersetzung mit Musik, nein, er möchte gerne die Frauen in den Himmel schreiben und die Männer marginalisieren, weil sich das heutzutage so gehört, besonders wenn man Mitglied der Redaktion der „Süddeutschen“ ist, traurig, aber nur zu wahr. Entsprechend legt der Autor nach und beschreibt, wie sich Rockmusik in der Vergangenheit konstituiert hat:

„Hier die Band als rebellischer Männerbund – dort die Frau als konsumierbarer Groupie (wenige exotische Ausnahmen wie Janis Joplin oder Patti Smith mal ausgenommen).“

Hm. Jefferson Airplane? Fleetwood Mac? The Velvet Underground? Und mal ganz ehrlich Herr Stremmel: Ich kenne Ihre feuchten Träume nicht, aber wer wen konsumiert, wenn es zum einvernehmlichen Sex im Backstagebereich kommt, das sollten sie den Beteiligten überlassen, ohne genderfaschistische Zuschreibungen. Überlegen Sie mal, wieviele Rockstücke sich mit der Anbetung, Vergöttlichung und grenzenlosen Bewunderung eines geliebten, oftmals weiblichen Menschen beschäftigen.

Klar, wir leben in einer Zeit, in der beispielsweise der „Lemon Song“ von Led Zeppelin als frauenfeindliches Machwerk gebrandmarkt wird (ein Treppenwitz), aber diese Anschauung ist eben Resultat einer prüden, lustfeindlichen Geisteshaltung, die Moment zwar leider en vogue ist, aber völlig außen vor lässt, dass Rock’n Roll schon bei seiner Erfindung ganz eindeutig sexuell konnotiert war, das hört man schon am Namen. Und das wurde in den prüden und lustfeindlichen 50er Jahren des letzten Jahrhunderts auch entsprechend kritisiert. Wollen wir wirklich dahin zurück?

Aber egal, jetzt haben ja weibliche Rockmusiker das Ruder übernommen. Der Artikel nennt Künstlerinnen wie St. Vincent, Courtney Barnett, Mitski oder Snail Mail. Ich bin ehrlich: Ich kannte keine dieser Musikerinnen, bin also ein Banause, habe mich aber mal ein bisschen auf Youtube umgetan:

 

Also, ganz ehrlich Herr Stremmel: Wenn so die Rettung der Rockmusik aussieht, dann gratuliere ich Jedem und Jeder, die nicht daran beteiligt sind. Und die Begriffe „relevant“, „hochwertig“ und „zeitgemäß“ erscheinen bei Ansicht dieser Grausamkeiten in einem ganz neuen Licht. Aber wie gesagt, um Musik geht es bei Ihrem strunzdummen Geschreibsel ja auch nicht. Es geht darum die Krise des Mannes herbeizuschreiben, der nicht mehr relevant sein kann, weil er nicht mehr relevant sein darf. Wir lesen:

„In dieses Vakuum, so sehen es Beobachter wie Anne Haffmans, sind nun die weiblichen Gitarrenbands gestoßen. Mit neuem Selbstbewusstsein und derselben Lust am Tabubruch, die vorher die langhaarigen Männer mit den penisbetonenden Jeans für sich beanspruchten.“

Einfallsloser und primitiver geht es kaum, aber was solls, die Richtung muss stimmen. Da erübrigt sich dann auch ein Vergleich, welche ihrer körperlichen Vorzüge die so hochgelobten Protagonistinnen beispielsweise in den oben eingefügten Videos betonen. Frauen dürfen so was.

Wissen Sie was Herr Stremmel: Bei Musik, die mir gefällt (und davon gibt es eine ganze Menge) unterscheide ich nicht, ob sie von Frauen oder Männern gemacht wurde. Mir ist egal, ob sie vor zwei Monaten oder vor 350 Jahren gemacht wurde. Es juckt mich nicht, ob die Künstler 500.000 Facebook-„Freunde“, oder überhaupt keine Seite in irgendeinem sozialen Netzwerk haben. Gute Musik kann mich emotional mitnehmen, sie kann zu wichtigen Momenten und Mitmenschen in meinem Leben gehören und sie kann meinen musikalischen Intellekt herausfordern.

Wenn ein mehrfach ausgezeichneter Journalist so eine hanebüchene Zumutung absondert, wie Sie, Herr Stremmel, dann wird mir Angst und Bange. Daran, und auch daran, dass die Süddeutsche derlei Schwachfug dann auch noch veröffentlicht, lässt sich nämlich ablesen, was derzeit so völlig falsch läuft: Hätten Sie einen Artikel über, Ihrer Ansicht nach, aufregende neue Gitarrenmusik geschrieben, ohne sich darauf zu kaprizieren, was die Musiker zwischen den Beinen haben, wäre es ja OK gewesen. Aber nein, es musste ja eine femifaschistische Kampfschrift werden. Und genau das empfinde ich als Beleidigung. Nicht als Mann, als Mensch:

 

Note to self: Ich will Schnee. Musik: Ach lassen wir das.

Kleine Computer

Vor ein paar Wochen hat Apple einen neuen Mac mini vorgestellt und damit das alte Modell, das technisch schon seit Jahren vollkommen überholt war, endlich ersetzt. Das ist insofern erfreulich, als es damit wieder einen stationären Mac gibt, den man seinen Kunden ohne Einschränkung empfehlen kann. Inzwischen ist dieser neue Kleincomputer von den Netzexperten auf Herz und Nieren getestet, auseinandergenommen, aufgerüstet und bewertet worden. Höchste Zeit also, dass ich meinen Senf dazugebe. Was mir bislang noch fehlt, ist ein Vergleich mit gängigen kleinen Office-PCs, die sich großer Beliebtheit erfreuen, weil sie für den durchschnittlichen Nutzer einen guten Kompromiss zwischen Leistung, Preis, Stromverbrauch und Stellfläche darstellen, und eine Betrachtung der Kosten pro Office-Arbeitsplatz. Nun denn:

Der neue Mini hat Vorzüge, aber auch ein paar Apple-spezifische Nachteile. Das hat vor allem damit zu tun, dass Cupertino diesen Rechner nicht nur als günstige Standard-Büromaschine, sondern als kompakte Workstation vermarktet. Kurz zusammengefasst:

„Pros“

  • Moderne Intel-Architektur vom 4Kern-i3 bis zum 6Kern-i7
  • Bis zu 64 GB RAM, nicht verlötet, Grundausstattung mit 8GB völlig in Ordnung
  • Typ-A USB Schnittstellen und Thunderbolt-3-Buchsen
  • optional schneller 10 GBE-Netzwerkanschluss

„Cons“

  • SSD fest verlötet
  • Einstiegsmodell mit nur 128 GB Massenspeicher
  • Einstiegsmodell kostet 899,- €

Würde Apple das kleinste Modell mit einer gesteckten PCIE-SSD mit 256 GB Kapazität anbieten, wären wirklich alle zufrieden, dann ginge auch der Preis halbwegs in Ordnung. Das wäre technisch gar kein Problem, das Design des Kistchens an dieser Stelle ist also eine politische Entscheidung, die die Obstfirma als blutsaugende Halsabschneidertruppe entlarvt. So hart muss man das kommentieren.

Der Vergleich mit gängigen, kompakten Büromaschinen macht diesen Befund recht deutlich:

Lenovo ThinkCentre M720q

Wenn man dieses Kästchen so konfiguriert, dass es dem Einstiegs-Mini möglichst ähnlich ist, dann erhält man für 619,- € immerhin 256 GB Massenspeicher (allerdings nur SATA, kein NVMe), eine 3-Jahres vor Ort Garantie und Tastatur und Maus sind selbstverständlich im Lieferumfang.

Dell OptiPlex 3060

Auch bei diesem Rechner kann man eine Konfiguration zusammenstellen, die dem kleinsten Mini sehr ähnlich ist, diese enthält dann sogar einen 6kernigen-i5, im Gehäuse ist Platz für ein weiteres 2,5-Zoll Laufwerk. Eine 256 GB M2 (SATA)-SSD ist an Bord und das Paket (mit Maus und Tastatur) geht für 629,- € über die Theke.

Intel NUC-Kit NUC8i3BEK

Der Vollständigkeit halber noch ein Barebone, der gerade erst auf den Markt kam und für ca. 270,- € zu haben ist. Baut man in dieses Kästchen 8 GB Speicher (ca. 60,- €) und eine 256 GB NVMe-SSD (ca. 80,- €) ein und rechnet den Preis für das Betriebssystem dazu (137,- €  für Windows 10 pro 64) landet man bei unter 550,- €. Zugegeben, die interne Grafik ist etwas schwächer.

Jaja, natürlich werden hier Äpfel und Birnen verglichen, das ist mir klar. Aber ein kaufmännischer Leiter, der in seiner Firma ein Schreibzimmer neu ausstatten muss, würde bei der günstigsten Variante pro Arbeitsplatz etwa 350,- € sparen und damit ist der Mac mini dreimal raus.

Und wenn man unbedingt beim Mac bleiben will, aber möglichst günstig fahren will? Na, dann rechnen wir doch mal einen Arbeitsplatz für Home-Office zusammen (kein billiges Gelumpe, vernünftige Qualität):

Mac mini, Grundausstattung 899,- €

Macally USB-Tastatur 50,- €

Logitech M500 USB-Maus 25,- €

Benq 24-Zoll-Display 150,- €

Und wir sehen, dass ein Mac-basierter, stationärer Arbeitsplatz unter 1125,-€ nicht zu realisieren ist. Das ist ja dann schon mal eine Ansage, über die sich meine Kunden sicher ganz besonders freuen werden. Um es ganz deutlich zu machen: Das ist einfach zu teuer. Aber der Preis ergibt aus der Apple-Perspektive durchaus Sinn: Der günstigste iMac, der zwar weder von der Rechenleistung, noch von der Grafikleistung mithalten kann und mit einer mechanischen Festplatte kommt, kostet 1.300,-. Drunter machen sie es nicht.

Note to self: Abstand halten. Alles andere geht auf die Knochen. Musik: Beartooth, Smile A Velociraptor, Abysmal Torment, Seasick Steve.

Pauls Akathisie

„Geh mir weg!“ Dachte oder sagte er es? Pauls Telefon hatte schon den ganzen Tag verrückt gespielt und gerade lag er in der Badewanne, die er so bald nicht zu verlassen beabsichtigte. Seit einiger Zeit verdingte er sich auf einer Internetplattform, die Dienstleistungen im weitesten Sinne vermittelte, in Pauls Fall ging es um IT-Dienstleistungen, und dafür eine fette Provison kassierte. Diese Form des modernen Unternehmertums hatte er als adäquate Reaktion auf den Verlust seiner Stellung ausgemacht.

Zunächst hatte er sich mit mäßigem Fleiß auf dem gewöhnlichen Arbeitsmarkt versucht. Einige Vorstellungsgespräche waren im Grunde erfolgreich verlaufen, auch wenn dabei schmerzhafte Sticheleien der Form „Ich sehe, Sie werden nächstes Jahr 50.“ oder „Der Sportlichste sind sie eher nicht, oder?“ zu verbuchen gewesen waren. Immerhin, Angebote gab es, aber Paul nahm sie nicht wahr. Wochenlang hatte er sinniert, bis er in einem romantischen Anfall den Deckel draufgemacht hatte: Sein eigener Herr sein, nicht länger fremdbestimmtes Objekt burgeoiser Ausbeutung, darin lag seine sicherlich güldene Zukunft. Ein Gewerbeschein war schnell besorgt, einige schicke Flussdiagramme und die Skizze eines Businessplans gingen ihm leicht von der Hand. Er hatte beim abendlichen Bier im Freundeskreis in flammenden Reden dem Leben als Entrepreneur das Wort gesungen und seine Bestimmung als Businessmann in rosigsten Farben gemalt.

Seitdem hatte er Drucker in Betrieb genommen und vor allem in den 5. Stock geschleppt, mumifizierte Windows-Installationen wieder zum Leben erweckt, an Laptops herumgelötet, defekte Mainboards ausgetauscht, Viren und Würmer entfernt und vor allem beraten, besänftigt, mit Engelsgeduld zugehört und verständnisvoll genickt. Lang waren die Tage und kurz die Nächte gewesen und als er sich nach 4 Wochen zum ersten Mal seinen Stundenlohn ausgerechnet hatte, hätte er am liebsten bittere Tränen geweint. Aber just in diesem Moment, es war an einem Freitag um kurz nach zehn abends, hatte ein Neukunde mit einem abgerauchten Netzteil seine Nummer gewählt. Ehrensache, dass er sich noch in den Skoda warf und die Angelegenheit schnell regelte, auch wenn er dazu mit der Handyfunzel in das dichteste Kabelgewirr unter einem chaotischen Schreibtisch eintauchen musste, dorthin wohin wohl noch nie ein Staubsauger oder Besen vorgedrungen war.

Paul hatte immer schon eine leichte misanthropische Ader gehabt und die neue Betätigung bot großzügige Gelegenheit, dieses zarte Pflänzchen zu einem Mammutbaum heranwachsen zu lassen. Da waren die Saboteure, die ihn stets mit einem munteren „Ich habe doch gar nichts gemacht.“ konfrontierten, weiterhin die Pseudobegabten, die den Hinweis auf das Handbuch mit Schulterzucken quittierten, dazu die Ungeduldigen, die nach fünf Minuten bereits ein „Na hören Sie, das dauert aber“ vernehmen ließen und die Traditionalisten, die immer ein „Unter XP wäre das nicht passiert!“ parat hatten. Aber am schlimmsten waren Spielkinder mit zu viel Zeit, die eine perfekte Installation innerhalb von zwei Tagen in einen Kübel Mist verwandeln konnten. Paul lernte eine neue Seite an sich kennen: Die insgeheim alles verachtende, vorgespielte Gelassenheit, die einen kugelsicheren neutralen Gesichtsausdruck vor sich hertrug. Für alles andere war er meist zu müde.

Das Telefon klingelte erneut. Fluchend arbeitete er sich aus der Wanne, tapste triefend und frierend ins Arbeitszimmer und nahm den Apparat zur Hand. Nanu? Die Nummer kannte er doch. Das war der kaufmännische Leiter seiner alten Firma…

„Computer-Nothife, was kann ich für Sie tun?“

„Mensch Schneider, das ist ja eine Überraschung. Wie gehts denn?“

„Jaja. Selbständig.“

„Ach so. Neue Laserdrucker. Sechs Stück.“

„Das sind die großen mit den Extra-Papierkassetten, oder?“

„Aha, in den Altbau. Einer pro Etage.“

„Nee, geht klar. Schaffe ich bis morgen mittag.“

„OK, bis dann.“

Er ließ die Mobilfunke aufs Sofa fallen. Das enge steile Treppenhaus kannte er noch zu gut. Die Drucker auch. Inzwischen stand er in einer kleinen Pfütze. Er dachte an die Gesichter der ehemaligen Kollegen, die ihn morgen begrüßen und dann sicher die Köpfe zusammenstecken würden. Draußen jaulte ein Hund, als hätte man ihn getreten.