Musik zählen

Es ist an der Zeit, sich zu einer ziemlich merkwürdigen Marotte zu bekennen, die ich mir vor ein paar Jahren zugelegt habe und seitdem nicht wieder los geworden bin. Es geht um den Umgang mit meiner Musik-Sammlung, also meiner iTunes-Bibliothek.

Das Sammeln von MP3-Dateien fing bei mir so an, wie wahrscheinlich bei allen Anderen auch, die die Geburt dieses Audio-Formats miterlebt haben, damals zu der Zeit als man sich noch nicht mal im Traum vorstellen konnte, was alles daraus werden würde. Ich hatte da einen Ordner, da kamen die MP3s hinein und gehört wurden sie mit einem einfachen Player. Das wars. Tja und dann kam irgendwann Apple mit iTunes um die Ecke, damals im Grunde eine reine Datenbank für Audio-Dateien mit Abspielfunktion. Das war der Beginn meiner Obsession.

Während ich bei vielen anderen Daten großen Wert darauf lege, möglichst viel händisch befummeln zu können und die Sortierung im Dateimanager vorzunehmen (Motto: Ich weiß, wo es liegt, jedenfalls ungefähr. Spotlight und Co sind unsportlich!), begab ich mich bei iTunes sofort in den Schoß der automatisierten Datenbank: Ich ließ meinen „Musikordner von iTunes verwalten“, wie es in den Voreinstellungen heißt. Das funktioniert natürlich nur, wenn die so genannten MP3-Tags vollständig und möglichst richtig sind. Meine Bibliothek ist inzwischen 9 Jahre und 7 Monate alt. Ehrlich gesagt kann ich keine genaue Auskunft darüber geben, wie viele Stunden ich seither in die Korrektur von Tags und in das Aussuchen von Cover-Dateien gesteckt habe, es müssen Hunderte sein.

Neben vielen nützlichen Informationen listet iTunes auch für alle enthaltenen Titel auf, wie oft sie abgespielt wurden. Übrigens wird dieser Wert erst aktualisiert, wenn die Datei wirklich zur Gänze wiedergegeben wurde. Kurzes Anspielen zählt nicht. Und spielt man einen Titel ab, der am Ende aus 10 Minuten Stille besteht, wie das früher so gerne gemacht wurde, um die Bonustracks auf der CD abzutrennen, dann wird der Zähler eben auch nur hochgesetzt, wenn man diese 10 Minuten durchhält (oder die Abspielmarke manuell verschiebt). Diese Zählerstände wurden nach und nach mein Heiligtum, sie sind es immer noch.

Dazu muss man wissen, dass es früher gar nicht so einfach war, eine iTunes-Bibliothek auf eine neue Festplatte umzuziehen, ohne die Datenbank neu anlegen zu müssen. Das wäre natürlich für mich nie in Frage gekommen. Meine Sammlung hat jetzt 3 Medienwechsel (Festplatte -> NAS -> Festplatte) hinter sich. Was für Klimmzüge habe ich zur Konservierung der Datenbank unternommen. Unglaublich!

Meine größte Freude war, als mit irgendeinem Update von iTunes die Funktion eingeführt wurde, dass Titel, die über die Privatfreigabe im lokalen Netzwerk abgespielt werden, ebenfalls hochgezählt werden. Seitdem kann ich nämlich auf jedem meiner Rechner Musik hören, „verliere“ aber keine Zähler (Ja, ich weiss, ich bin wirklich bescheuert). Deshalb gibt es auch nur zwei Rechner bei mir, auf denen Musik liegt: Der iTunes-Rechner und mein Server, der auch MP3 ins weltweite Netz streamen kann.

Es gab Zeiten, da wuchs meine Bibliothek mit ungeheurer Geschwindigkeit. Beispielsweise als ich alle meine Audio-CDs in iTunes einfügte. Nun habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, alle in der Bibliothek enthaltenen Titel auch zu hören, oder wenigstens mal gehört zu haben. Und ich erlege mir äußerst skurrile Parameter auf, wann ein Titel gut genug, also oft genug gehört ist. Es würde zu weit führen und auch zu peinlich sein, wenn ich das en detail erklären würde. Jedenfalls hat diese Zwangsneurose zu einem ganz merkwürdigen Verhalten geführt, denn bei mir gibt es zwei Arten von Musik: Musik, die ich (noch oder wieder mal) hören muss und Musik, die ich hören mag. Jetzt wird es richtig abstrus.

Natürlich könnte man auch Titel aus der Sammlung entfernen, aber das tue ich nur bei defekten Dateien. Die iTunes Bibliothek ist für mich eben auch musikalisches Gedächtnis und wer will schon sein Gedächtnis verlieren. Denn natürlich merkt sich iTunes auch, wann ein Titel zur Sammlung hinzugefügt wurde und manchmal schaue ich tatsächlich nach: Herbst 2007? Was habe ich denn da so für Musik gehört?

Und da ich heute mal wieder in der Stimmung bin, ganz besonders gründlich die Hosen runterzulassen, verrate ich hiermit mal ein paar Geheimnisse:

Die drei am häufigsten gespielten Titel:
Shakira – La Pared – 113 Wiedergaben.
Chanticleer – Loch Lomond – 93 Wiedergaben.
Third Eye Blind- Slow Motion – 87 Wiedergaben.

Der älteste Titel in der Sammlung: The Cure – Wrong Number /Crossed line Mix, August 2005.

Zuletzt hinzugefügter Titel: Doombringer – Grand Sabbath Reals Solls, 13. Februar 2015

Note to self: Falten -> Blasen oder Müßiggang -> Blasen? Ach ja. Musik: Liste „Zähler 1, neu ab 2015“, bis Ende Februar will ich damit fertig sein.

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